"Vieles ist schwammig, es fehlen klare Ansagen"

Coronavirus an Schulen



In sächsischen Schulen gibt es Tausende Corona-Fälle. Trotzdem vermissen Lehrer klare politische Entscheidungen. Wlan und Luftfilter fehlen. Drei Schulleiter berichten.
 
Die Corona-Inzidenz in Sachsen beträgt über 1.200, es ist der mit Abstand höchste Wert bundesweit. Auch in Schulen geht das Virus um. Knapp 7.800 Corona-Fälle bei Schülerinnen und Schülern sowie circa 600 Fälle bei Lehrerinnen und Lehrern meldete das sächsische Kultusministerium allein vorige Woche. Die Ansage der Politik lautet: Die Schulen bleiben offen. Inzwischen ist die Schulpräsenzpflicht im Freistaat zwar ausgesetzt, allerdings besteht für Schüler, die zu Hause bleiben, kein Anrecht auf Fernunterricht. Vorübergehende Schulschließungen sind möglich, wenn sich Corona-Fälle häufen. Momentan ist knapp ein Viertel der 1.400 öffentlichen Schulen in Sachsen ganz oder teilweise geschlossen. Wie anstrengend die Situation ist, erzählen ein Schulleiter und zwei Schulleiterinnen.

Luftfilter im Klassenraum haben längst nicht alle Schulen in Sachsen. 
© Hendrik Schmidt/​dpa

Marion Hobohm – Leiterin Pestalozzischule Radeberg
„Unsere Oberschule ist erst mal geschlossen. Bei uns lernen insgesamt 370 Schüler. In den anderthalb Wochen vor der Schließung gab es 37 positive Corona-Tests bei Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften. Erst waren es vereinzelte Fälle, zuletzt zwölf an einem Tag. Das war zu viel, es wurde eine Schließung verhängt.

Am 6. Dezember können wir wieder öffnen, heißt es. Aber wenn ich mir die enorm hohen Inzidenzen in Sachsen anschaue, mache ich mir große Sorgen. Die Politik muss Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen, auch wenn es vielleicht einem Teil der Menschen nicht passt. Ich bin eher für flächendeckende Schulschließungen, so könnte man Kontakte in Innenräumen verringern und das Infektionsgeschehen beruhigen.

Natürlich wünsche ich mir Präsenzunterricht. Jeder Lehrer hat seine Klasse am liebsten vor sich, leibhaftig im Klassenzimmer und nicht über eine Videokonferenz. Aber ich sage auch: Priorität hat nicht die Schulöffnung, sondern die Gesundheit der Schüler, Lehrer und ihrer Familien. Ich will mich nicht als Hobby-Virologin aufspielen, da gibt es schon genug, ich kann nur die Lage in meiner Schule beobachten. Dass Schulen sichere Orte sind, wie einige behaupten, daran habe ich Zweifel. Natürlich passieren viele Ansteckungen in der Familie und in der Freizeit, aber das Virus kann eben auch in Schulen weitergegeben werden.