Wie wirken sich Luftfilter aus?

Studie in Wäller Kitas

 
Von Redakteurin Katrin Maue-Klaeser
Else-Schütz-Stiftung finanziert Untersuchung – Wissenschaftler der Uniklinik Bonn erheben erstmals Daten bei laufendem Betrieb
 
Die Debatte um die Ausstattung von Kindergärten und Schulen mit mobilen oder stationären Luftfiltergeräten läuft schon fast so lange, wie die Pandemie die Politik und damit auch Schul- und Kita-Träger beschäftigt.
Die Else-Schütz-Stiftung im Westerwald hat nicht auf Ergebnisse der politischen Abwägung gewartet, sondern rasch gehandelt und nach der Kita Sonnenschein in der Stadt Selters schon bald alle Kindertagesstätten in der Verbandsgemeinde Selters mit mobilen Luftreinigungsanlagen ausgestattet.
Nun will sie, ihrer Stiftungssatzung entsprechend, erfahren, welche Wirksamkeit die Geräte tatsächlich haben. Dazu finanziert die Stiftung nun eine wissenschaftliche Studie. Gesundheitswissenschaftler Dr. Timo Falkenberg betreut am Hygieneinstitut des Universitätsklinikums Bonn die Studie unter dem Titel „Reinluft“, deren Dauer auf drei Jahre angesetzt ist, gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Kistemann und Prof. Dr. Nico Mutters.
 

Dabei soll die Datenerhebung circa zwölf Monate lang kontinuierlich laufen, „das hängt allerdings auch von der Entwicklung der Pandemie ab“, gibt Falkenberg zu bedenken. Soweit er es überblicke, sei dies die erste Studie im laufenden Realbetrieb – bislang gebe es eher technische Untersuchungen. Derzeit knüpft er Kontakte zu Kitas – 20-30 Einrichtungen im gesamten Westerwald sollten es nach seiner Einschätzung idealerweise sein, die sich an der Studie beteiligen.

Neben Kindergärten, deren Gruppenräume mit Luftfiltern ausgestattet sind – unabhängig davon, ob es stationäre oder mobile Anlagen sind –, braucht es für die wissenschaftliche Studie auch eine „Kontrollgruppe“: Einrichtungen, in denen keine Luftreinigungsanlagen installiert sind. „Es zeigt sich, dass das Interesse der Teilnahme an der Studie dort geringer ist“, hat Falkenberg beobachtet. Dabei wird die Wirkung der Filtergeräte durchaus kritisch und ergebnisoffen untersucht.

Zum Beispiel die Entwicklung von Allergien, wie Geschäftsführer Dr. Johann Christian Meier betont. Diese könnte positiv sein, weil auch Allergene wie Pollen aus der Raumluft gefiltert werden und bei Betroffenen keine gesundheitlichen Probleme mehr verursachen.

 „Es geht auch nicht um einzelne Kinder“, hebt Falkenberghervor, „sondern um ganze Kitas.“ Generell würden die Datenanonym erhoben, ergänzt Prof. Kistemann, und bei der Auswertung nicht einmal Namen oder Standorte der teilnehmenden Kitas genannt. In einem ersten Schritt gehe es ohnehin allein um Covid-Infektionszahlen, die monatlich beiden Kitas erhoben werden sollen. „Wir wollen die Übermittlung der Daten für die Kita-Mitarbeiter niederschwellig gestalten, damit die Mitwirkung möglichst wenig Aufwand verursacht und die Akzeptanzwächst“, erklärt Falkenberg. Dazu werde ein web-basiertes Online-Tool entwickelt, das eine Eingabe so ermöglicht, wie sie in den Arbeitsalltag des Kita-Personals passt. „Die Zahlen können täglich, wöchentlich oder auch monatlich in die Maske eingetragen werden“, wollen die Wissenschaftler den Aufwand für die Teilnehmergering halten. 

Neben den Infektionszahlen ist die Gruppengröße laut Falkenberg ein wichtiges Kriterium: „Wir brauchen vorerst nicht viele Daten, vor allem geht es um die Gesamtzahl der Kinder, Zahl und Größe der Gruppen, Anzahl der Luftfilter, wie oft und wie lang die Kinder draußen sind und die Zahl der Infektionsfälle “In einem zweiten Schritt seien auch Interviews mit den Erzieherinnenmöglich.

 Mögliche unerwünschte Effekte der Anlagen sollen dabei ausdrücklich „nicht außer Acht gelassen werden“, sagt Falkenberg. Das könnten auch Belastungen durch Betriebsgeräusche der Luftfilter oder den entstehenden Luftzug sein. Generell stehen bei der Erfassung die Kinder im Vordergrund, aber die Erzieherinnenwerden laut dem Wissenschaftler auch mit aufgenommen. Die Daten werden für die Studie vollständig anonymisiert.14 Kitas hat die Else-Schütz-Stiftung mit Luftfilteranlagen ausgestattet, dies ist für Falkenberg die „Startgröße“ der Studie. Allerdings sollte die Kontrollgruppe idealerweise mindestens genauso viele Kindergärten umfassen. Daher richtet sich sein Aufruf um Teilnahmeinsbesondere an Kitas ohne Luftfilter und an solche, die von anderer Seite mit Filteranlagen ausgestattet wurden.

Quelle: Westerwälder Zeitung (Samstag, 5. Februar 2022)

Mobile Raumluftfilter wie in diesem Gruppenraum hat die Else-Schütz-Stiftung der Selterser Kita Sonnenschein gespendet und später allen Kindergärten in der VG Selters. Nun finanziert die Stiftung eine Studie über die Wirksamkeit der Anlagen, zu der auch diese Kita Daten beisteuert. Foto: Sascha Ditscher